von Dr. Alexandra Stremke
Sicher gibt es niemanden im Südkreis Weimarer Land, der den Seeteich bei Blankenhain nicht kennt. Unmittelbar vor der Stadt in Richtung Egendorf gelegen, ist er ein Kleinod unseres Kreises. Kaum 3 ha Wasserfläche, umgeben von ausgedehnten Schilfbeständen und angrenzendem Grünland, bilden heute mit insgesamt 15,4 ha das Naturschutzgebiet „Seeteich Blankenhain".
Die Entstehung des Gebietes
Bis in die 1950er Jahre war der Seeteich die größte Wasserfläche des Kreises. Ursprünglich wurde der Teich als Mühl- und Fischteich genutzt. Vermutlich geht die feuchte Niederung bei Blankenhain
auf unterirdische Salzauslaugungen zurück. An Stelle des heutigen Teiches kann sich vor 2.000 Jahren ein größeres Naturgewässer befunden haben. Dafür sprechen das Geländerelief, die
Vorflutverhältnisse und das Gestein unter dem Wiesenboden.
Im Südwestteil befand sich bis in die fünfziger Jahre das Blankenhainer Bad. In den „Kinderteichen“ wurden Fischbruten herangezogen, die dann im großen Teich ausgesetzt wurden. Durch die
nachlassende Nutzung kam es zur Extensivierung der Flächen. Die Kinderteiche verlandeten. Die Karpfenzucht wurde eingestellt und mit dem Abzug der Sowjetarmee hörte auch das illegale Angeln auf.
Was bislang geschah
Das Gebiet stand stets, mindestens seit 100 Jahren, im Mittelpunkt naturkundlichen Interesses. Seit 1900 gibt es Nachweise hier vorkommender Tier- und Pflanzenarten. 1968 wurde das Gebiet zum
Flächennaturdenkmal (FND) erklärt. Im Jahre 1991 erfolgte die einstweilige Sicherung als Naturschutzgebiet (NSG), die 1996 in eine endgültige umgewandelt wurde. Diese nachhaltige Sicherung
erfolgte im Ergebnis eines Schutzwürdigkeitsgutachtens, das den ökologischen Wert des Gebietes und seine besondere Stellung im Kreis hinsichtlich Flora und Fauna untermauerte.
In den vergangenen Jahrzehnten konnte sich das Gebiet in aller Ruhe zu einem Vogelparadies entwickeln. Der Süddamm wurde befestigt und der Mönch repariert. Die Bewirtschaftung durch Beweidung mit Ponys zeigte sich als erfolgversprechend zur Freihaltung der Dämme. Die Herstellung von Kleinstgewässern vergrößerte das Lebensraumangebot für Amphibien. Durch die teilweise Entfernung der Pappeln wurden Schneisen zum angrenzenden Grünland geschaffen. Die Einzäunung sicherte den Tieren einen ungestörten Jahresrhythmus. Eine fünf Meter hohe Aussichtsplattform wurde gebaut und seitdem von zahlreichen Bürgern genutzt, um die Tiere in ihrer Umgebung zu beobachten und dabei ihre Artenkenntnisse zu erweitern. Das Naturschutzzentrum Weimar/Thüringen e.V. setzte sich in der Vergangenheit viele Jahre für die Pflege und Instandhaltung des Gebietes ein. 2018 startete ein neues Beweidungsprojekt mit Wasserbüffeln. Man darf gespannt sein, wie sich das Gebiet weiter entwickelt.
Die Artenvielfalt am Seeteich
Für seine, im Vergleich mit anderen Schutzgebieten, recht geringe Größe ist der Seeteich und seine Umgebung von großer Artenfülle. Sie wird durch das Mosaik aus Wasser, Röhricht, Grünland und
Gehölzen auf engstem Raum begünstigt.
Allen Besuchern vertraut sind die Höckerschwäne, Stock- und Reiherenten sowie die Bläßrallen, die vom Frühjahr bis in den Herbst stets anwesend sind. Auch die Rohrweihe ist oft und gut zu
beobachten. Andere Arten, wie der Zwergtaucher und die heimliche Wasserralle sind eher zu hören als zu sehen. Mit etwas Glück kann jeder im Herbst aber ein besonderes Schauspiel erleben, den
abendlichen Einfall von tausenden Staren mit ihren spektakulären Flugmanövern. Andere Gäste der Dämmerung sind regelmäßig Wasser- und Zwergfledermäuse, die über den Wasserflächen auf Insekten
Jagd machen. Fünf Amphibienarten gibt es derzeit am Teich, von denen der Wasserfrosch nicht zu überhören ist. Verloren gegangen ist dem Gebiet dagegen der Ruf des einst weit verbreiteten
Laubfrosches. Ob er eines Tages auch hier wieder Regen verkünden wird, wie der Volksmund glaubt?
Heute ist der Seeteich ein Paradies vor unserer Haustür, das wir uns bewahren wollen. Es soll auch in Zukunft Heimstatt von Brut- und Zugvögeln sein. Und Besucher werden vom „Aussichtsturm“ aus auch weiterhin Einblicke in das Treiben auf der Wasserfläche nehmen können.
Das NSG gehörte zu der Flächenkulisse, die aus dem Bundesbesitz an Naturschutzstiftungen übergeben werden sollten. Seit 2013 ist der rund 7,7 Hektar große Seeteich nun endlich im Besitz der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und wird so dauerhaft für die Natur bewahrt.
15.03.2019
2018 wurde das Beweidungsprojekt mit Wasserbüffeln am NSG Seeteich geplant und vorbereitet. Träger der Maßnahme ist der Landschaftspflegeverband Mittelthüringen, der das Projekt mit Frau Dr. Stremke gemeinsam entwickelte und als Förderprojekt einreichte.
Der Zaunbau gestaltete sich sehr schwierig und aufwendig. Durchgeführt wird das Projekt durch Peggy und Maik Wilhelm mit eigenen Wasserbüffeln.
Am 15. März 2019 war es dann tatsächlich soweit, Rosine und Hector konnten ihre neue Heimat erkunden!
02.10.2019
Rosine und Hektor haben Nachwuchs, einen kleinen Bullen, bekommen.
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